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AutorenbildAndré Weber

Die Bedeutung der jahreszeitlichen Pulsveränderungen in der Traditionellen Chinesischen Medizin


In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird der Puls als zentrales Diagnosetool genutzt, um den Zustand von Körper und Geist zu beurteilen. Qi Bo, der legendäre Arzt des Kaisers Huangdi, beschreibt in einem klassischen Dialog die Bedeutung der Pulsveränderungen im Laufe der Jahreszeiten und wie Abweichungen auf gesundheitliche Störungen hinweisen.


Der normale Puls in den vier Jahreszeiten

Laut Qi Bo sollte der Puls je nach Jahreszeit variieren und unterschiedliche Eigenschaften aufweisen:


Frühling: Der Puls ist leicht drahtig, sanft, leicht, und ein wenig hohl. Diese Qualität reflektiert die Energie des aufsteigenden Yang und den Neubeginn in der Natur.


Sommer: Hier sollte der Puls wie eine Flut erscheinen – voll und kräftig beim Ankommen, leichter beim Weggehen. Dies spiegelt das volle Yang und die Aktivität des Herzens wider.

Herbst: Der Puls ist leicht und oberflächlich, nicht stark, sondern eher zerstreut. Der Herbst symbolisiert die Rückkehr des Yin, weshalb der Puls diese Leichtigkeit annimmt.


Winter: Der Puls wird schwer und tief, fast wie ein Stein. Diese Schwere reflektiert die zurückziehende Energie des Winters und die Dominanz des Yin.


Pathologische Abweichungen und ihre Bedeutung


Wenn der Puls nicht der jeweiligen Jahreszeit entspricht, deutet dies laut TCM auf pathologische Zustände hin. Beispielsweise zeigt ein übermäßiger Frühlingpuls – stark und voll – ein energetisches Ungleichgewicht an, das den Körper von außen schädigt. Solche Pulse werden als Überfluss-Zustände beschrieben und betreffen häufig das äußere Milieu des Körpers.


Defizit-Zustände, bei denen der Puls schwach und leer ist, betreffen dagegen die inneren Organe. Ein schwacher Sommerpuls könnte auf Herzschwäche und das Risiko von Kollapserscheinungen hinweisen. Ein leerer Winterpuls könnte auf tiefes energetisches Defizit und Organschwäche deuten.


Krankheitsbilder bei Pulsabweichungen

Der TCM-Text beschreibt eine Vielzahl von Krankheitsbildern, die aus den abnormen Pulszuständen resultieren. So kann ein übermäßiger Frühlingpuls zu Gedächtnislücken, Benommenheit und Schmerzen im Brustkorb führen. Ein übermäßiger Sommerpuls ruft Fieber, Hauterkrankungen und Abszesse hervor, während ein Defizit des Sommerpulses zu Herzklopfen und Angstzuständen führt. Im Herbst können abnorme Pulsverläufe Atembeschwerden, Rückenschmerzen und Kurzatmigkeit anzeigen, während der Winterpuls bei Störungen Energiemangel, Konzentrationsschwäche und Schmerzen in den Knochen verursacht.


Der Einfluss der fünf Elemente auf Puls und Krankheitsübertragung

Ein weiteres zentrales Thema des Textes ist die Übertragung von Krankheiten im Zusammenhang mit den fünf Elementen (Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser). Diese Elemente stehen in einer wechselseitigen Beziehung, die sowohl in der Diagnose als auch in der Therapie eine Rolle spielt. Krankheiten können sich entlang der Kontroll- oder Hervorbringungszyklen der fünf Elemente von einem Organ auf das nächste übertragen.


Zum Beispiel: Eine Überlastung des Herzens (Feuer) kann sich auf die Lunge (Metall) übertragen, was zu Atembeschwerden führt. Wenn die Lunge betroffen ist, kann das Problem weiter auf die Leber (Holz) übergehen, was wiederum den gesamten Organismus schwächt.


Fazit: Die Bedeutung der Pulsdiagnose in der TCM


Die Lehre von den jahreszeitlichen Schwankungen des Pulses bietet wertvolle Einsichten in die Funktionsweise des Körpers und die Dynamik von Gesundheit und Krankheit. Durch das Verständnis der Pulsveränderungen im Laufe des Jahres können Heilpraktiker in der TCM frühzeitig Ungleichgewichte erkennen und gezielte Maßnahmen ergreifen, um den Körper zu stärken und Krankheiten zu behandeln.


Das Wissen um die subtile Verbindung von Puls, Jahreszeiten und Elementen ermöglicht eine präzise Diagnostik und eine tiefe Einsicht in den energetischen Zustand des Patienten.

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